Aiguilles du Tour 3540m: Walliser Berg zwischen Chamonix und Martigny

Wo befindet sich die Aiguille du Tour und wie sieht der Berg aus?
Die Aiguilles du Tour (3540m) befinden sich in den westlichen Walliser Alpen im Schweizer Teil des Mont Blanc Massivs auf der Grenze zwischen dem Kanton Wallis in der Schweiz und dem Departement Haute-Savoie in Frankreich. Die nächsten Talorte sind Le Tour im Westen, Chamonix im Südwesten, Praz-de-Fort im Osten, Champex-Lac sowie Orsières im Nordosten und Trient im Norden.
Die Aiguilles du Tour liegen zwischen dem Tourgletscher (Glacier du Tour) auf der französischen Seite im Westen und dem Trientgletscher (Plateau du Trient) auf der Walliser Seite im Osten.
Der Berg besitzt zwei gleich hohe Gipfel, einen Süd- und einen Nordgipfel, welche 130 m voneinander entfernt sind und durch eine Lücke (ca. 3490m) voneinander getrennt sind. Von Osten her ragen sie als Felsspitzen nur 100 Meter aus dem Plateau du Trient heraus. Im Westen fallen 300 Meter hohe Felswände auf den Glacier du Tour ab.

Welche sind die Nachbargipfel der Aiguilles du Tour?
Die nächsten Nachbarn der Aiguilles du Tour sind die Aiguilles du Pissoir (3440m) im Norden und die Aiguille Purtscheller (3475m) im Süden. Im Südosten befinden sich die Aiguilles Dorées (3518m) und im Osten auf der anderen Seite des Plateau du Trient die Pointe d'Orny (3272m) und Le Portalet (3343m). Die Aiguille du Chardonnet (3824m) liegt 3km und die Aiguille Verte (4122m) 7km südsüdwestlich der Aiguilles du Tour.

Wann und durch wen wurde die Aiguille du Tour zum ersten Mal bestiegen?
Die erste Besteigung des Südgipfels der Aiguilles du Tour erfolgte am 18. August 1864 durch Charles G. Heathcote mit dem Bergführer Moritz Andermatten. Der Nordgipfel wurde 11 Jahre später im August 1875 durch George und Edouard Béraneck und Émile Javelle erstbestiegen.

Woher hat die Aiguille du Tour seinen Namen?
Die Herkunft des Namens stammt vom Dorf «Le Tour», das sich 5km westlich vom Gipfel im Talboden von Argentière und Chamonix befindet.

Welche ist die Normalroute auf die Aiguille du Tour und wie schwierig ist diese Hochtour?
Es gibt zwei Normalrouten (voie normale), die auf den Südgipfel der Aiguilles du Tour führen:
Die eine startet auf der Schweizer Seite bei der Cabane du Trient CAS (3170m), welche von Champex-Lac oberhalb Orsières oder von Praz-de-Fort im Val Ferret erreicht wird. Die Route führt über das Plateau du Trient und den felsigen Südostgrat (2a) auf den Gipfel (WS auf der SAC Hochtourenskala). Dies ist auch die Route der Erstbesteiger.
Die andere startet auf der französischen Seite beim Refuge Albert 1er CAF (2704m), das mit den Bergbahnen vom Col de Balme leicht erreicht werden kann. Die Route führt über den Glacier du Tour, durch das Couloir de la Table (Südflanke des Westgrates) und zuletzt über den Westgrat zum Gipfel (WS+ auf der SAC Hochtourenskala). Diese Route kann nur bei guten Firnverhältnissen begangen werden. Bei Ausaperung droht Steinschlag. Der Einstieg zum Couloir de la Table kann auch von der Cabane du Trient über den Col Supérieur du Tour (3288m) erreicht werden.

Wird die Aiguille du Tour auch als Skitour begangen?
Die Normalroute von der Schweizer Seite wird auch als Skitour unternommen, wobei ein Skidepot unter dem Bergschrund am Ostfuss des Südgipfels erfolgt. Als Ausgangspunkte dienen im Osten die Cabane du Trient oder die Cabane d'Orny (2826m). Startet man im Refuge Albert 1er überschreitet man den Col Supérieur du Tour. Dies ist auch der übliche Übergang im Rahmen der Haute Route Chamonix-Zermatt. Von der Cabane de Saleinaz (2691m) aus muss das steile Fenêtre de Saleinaz (3261m) überstiegen werden.
Die Skitour kann aber auch eintägig von Trient (1327m) oder vom Col de La Forclaz (1527m) unternommen werden, wobei es zwei Routen gibt, eine über den Glacier des Grands und eine über den Glacier du Trient (WS auf der SAC Skitourenskala).
Bei günstigen Verhältnissen wird von Extremskifahrern auch das Couloir de la Table befahren.

Wird die Aiguille du Tour auch als Schneeschuhtour begangen?
Beim Gipfelaufbau der Aiguilles du Tour handelt es sich um leichte Kletterei in kombiniertem Gelände. D.h. der Gipfel kann nicht mit Schneeschuhen erreicht werden. Der Zustieg hingegen verläuft über den flachen Gletscher des Plateau du Trient, wo Schneeschuhe bei weichem Schnee oder viel Neuschnee (im Frühsommer) nützlich sein können.

Welche weiteren Routen führen auf die Aiguilles du Tour?
Eine beliebte Hochtour ist die Überschreitung von Süd- und Nordgipfel der Aiguilles du Tour. Nach der Besteigung des Südgipfels über die Normalroute steigt man ab in die Lücke zwischen den beiden Gipfeln und gelangt auf der Ostseite des Südwestgrates auf den N-Gipfel. Für den Abstieg benutzt man die Aufstiegsroute bis in die Lücke, wo man durch ein steiles Firncouloir auf das Plateau du Trient absteigt (WS auf der SAC Hochtourenskala).
Eine anspruchsvollere Route führt ab dem Refuge Albert 1er über die lohnende “Arête de la Table”, welche ihren Namen von einer markanten Granitplatte am Westgrat erhalten hat. Die Route führt vom unteren Teil des Couioir de la Table nach links zum Einstieg des felsigen Südwestsporn. Über diesen klettern man zum Westgrat der zum Südgipfel führt (Kletterschwierigkeit 4a, ZS auf der SAC Hochtourenskala). Diese Route wurde 1911 durch Auguste Reynier, Emile Charlet und dem Bergführer Joseph Ravanel aus Chamonix erstbegangen. Der Einstieg zum Südwestsporn kann auch von der Cabane du Trient über den Col Supérieur du Tour erreicht werden.