Erfahren Sie in dieser Ausgabe der Fernsicht, warum Magdalena und Fredy Tscherrig seit mehr als zwanzig Jahren erfolgreich auf der Turtmannhütte tätig sind.
Mit der Alpinschule Berg+Tal sind wir schon seit vielen Jahren im Turtmanntal unterwegs. Die ideal gelegene Turtmannhütte bietet Jahr für Jahr unser Basislager für Kurse und Touren in der wildromantischen Umgebung. Das einzige, nach Süden ausgerichtete Walliser Tal ohne Bergbahnen oder andere grössere Infrastrukturen.
Im Jahr 1989 besuchte unser Fernsichtredaktor Jürg Haltmeier die Turtmannhütte als junger Bergführer das erste Mal. Damals übernachtete er im Lager für 20 Personen im Dachstock. Gekocht wurde auf dem Holzherd in einer, zum kleinen Essraum offenen Küche.
Jürg traf Magdalena und Fredy Tscherrig an ihrem idyllisch gelegenen Rückzugsort in der Nähe von Brig zum Gespräch.
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Lesen.
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«Und dann ging die Post ab»
Gespräch mit Magdalena und Fredy Tscherrig, seit Jahren Hüttenwartpaar auf der Turtmannhütte. |
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Hallo Magdalena und Fredy, vielen Dank für euren herzlichen Empfang bei euch zu Hause. Was sagt euch die Zahl 465?
Die Antwort kommt nach kurzem Nachdenken von beiden gleichzeitig. Hat Berg+Tal mit 465 Gruppen unsere Hütte besucht? Ist das die Zahl?
Da seid ihr schon sehr nahe an der Antwort dran. Ja, dies ist wahrscheinlich die Anzahl Schwarzwäldertorten, die unsere rund 465 Gruppen in den vergangenen 31 Jahren bei euch geniessen durften.
Beide lachen herzlich. Ja, das kann schon sein. Diese Spezialität führen wir schon länger auf unserer Speisekarte. Ist bei den Gruppen sehr beliebt.
Bild: Valais / Wallis Promotion, Ivo Scholz
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Die Schwarzwäldertorte steht für mich für eure Schaffenskraft mit der Turtmannhütte, dem Tourengebiet rundherum sowie weiteren Projekten im Wallis. Was war euer Antrieb?
Wir arbeiten beide sehr gerne und planen neue Projekte. Magdalena: Ich bin ausgebildete Lehrerin und wünschte mir immer einen Partner, mit dem ich gemeinsam etwas bewirken kann. Fredy: Und ich wollte die Hütte auf keinen Fall alleine machen. So übernahmen wir voll motiviert die Turtmannhütte. Da von Oktober bis März die Hütte jeweils geschlossen ist, wünschte sich Magdalena zusätzlich ein «Buvettli», ein kleines Restaurant, das wir den Winter über betreiben können. Von einem Bergführerkollegen erhielten wir den Tipp, dass die Wasenalp, unser zweites Standbein, zu kaufen war. So ergab eins das andere. Da hatten wir noch keine Kinder. Dann kamen auch diese und – dann «ging die Post ab».
Welche Projekte habt ihr rund um die Turtmannhütte verwirklicht?
Fredy: Die Sanierung der Wege vor Ort habe ich selber gemacht. Im Gebiet aufgewachsen sah ich immer das Potential des Netzwerkes. Zudem ist unser Hüttenchef sehr geschickt, Gelder für Projekte zu mobilisieren. Er fand etwa einen Sponsor, um den Klettersteig über das Schöllijoch zu bauen. Mit den Klettergärten haben wir uns damals mehr erhofft. Der Aufwand war sehr gross, den ich mit meinem Bruder Beni betrieben habe. Den Zugang zum 3600 Meter hohen Barrhorn haben wir ebenfalls erschlossen. Mittlerweile ein sehr beliebter Wandergipfel und weit über das Walllis hinaus bekannt. |
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Magdalena, soweit ich mich erinnere, stammst du ursprünglich aus dem Berner Oberland. Wie bist du in Wallis gekommen?
Magdalena: Fredy und ich haben ein gemeinsames Göttikind. Der leider verstorbene Mann meiner Schwester war ein Freund von Fredy. Wir haben uns in Guttannen vor der Kirche bei der Taufe des Göttikindes das erste Mal gesehen und da hat es gefunkt. Ich folgte Fredy ins Wallis und habe dies nie bereut. |
Die Turtmannhütte wird schon seit den Fünfzigerjahren von der Familie Tscherrig geführt. Wie es dazu kam, ist schon eine lesenswerte Geschichte für sich:
Fredys Vater arbeitete als Käser im Turtmanntal. Sein grosser Traum war die Ausbildung zum Bergführer. Dazu sammelte er auch viel Erfahrung als Träger mit Gruppen eines einheimischen Bergführers.
Damals galt die Regel, zur Bergführerausbildung ein eigenes Seil mitbringen zu müssen. Eine sehr teure Anschaffung zu dieser Zeit. Fredys Vater wusste von einem Seil, das sich im Rettungsschrank der Turtmannhütte befand. Kurzum bewarb er sich für die Stelle als Hüttenwart, die er auch zugesprochen erhielt. Nun hatte er Zugang zu diesem Seil und absolvierte mit diesem «Leihgegenstand» die Bergführerausbildung. Im Jahr 1951 schloss er die Ausbildung erfolgreich ab.
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Mich interessiert auch, wie ihr als Familie mit den Kindern und als Paar euren erfolgreichen Weg beschritten habt.
Fredy: Für Magdalena war der Einstieg ins Leben einer Hüttenwartin hart. Ich war ja als Kind oft auf der Hütte und kannte den Alltag bestens. Meine Prioritäten mit der Hütte und dem Bergführerberuf machten unser gemeinsames Leben nicht einfach. Wir lernten viel dazu und fanden immer tragbare Lösungen.
Magdalena: Ab und zu haben wir uns auch um eine Bratwurst gestritten. Wir sind halt zwei Alpha-Tiere und haben uns dann aufgeteilt. Mit der Schulzeit war ich mehr zu Hause. Ich war die erste Frau in Raron, die eine Aupair-Hilfe engagierte für zwei Sommer. Wir fuhren in den Ferien auch ans Meer. Es war ebenfalls nie der Plan, die Kinder auf der Hütte zu unterrichten.
Als junger Bergführer musste ich mir in vielen Hütten einiges gefallen lassen. Bei euch auf der Turtmannhütte habe ich dies nie erlebt. Mir wurde von Anfang an mit Wertschätzung und Respekt begegnet. Wie kommt das?Fredy: Es gibt den Begriff «Mu selti». Im Wallis bezeichnen wir damit diejenigen, die viel reden – und selber nichts auf die Reihe kriegen. Wir Tscherrigs respektieren Menschen, die etwas selber anpacken, etwas unternehmen. Da zählst du Jürg auch dazu, das haben wir von Anfang an gemerkt.
Berg+Tal besucht die Turtmannhütte nach wie vor mit sehr vielen, von Bergführern begleiteten Gruppen. Wie sind eure Erfahrungen mit unseren Kunden und den Bergführern?
Grundsätzlich funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. Viele Kunden eurer Grundkurse übernachten das erste Mal in einer Hütte. Eure Bergführer bereiten in der Regel die Gäste gut auf diese Situation vor. Diese sind ja durch die Anforderungen der Tour sehr gefordert. Wir sehen uns als Hüttenteam auch in der Rolle, eure Kunden als Gastgeber beim Hüttenleben zu unterstützen.
Auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit freue ich mich sehr. Vielen Dank für das vertrauensvolle und bereichernde Gespräch und das von dir Magdalena liebevoll zubereitete Mittagessen aus dem Korb. |
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Unsere Sommerkurse und -touren mit Übernachtung in der Turtmannhütte
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Angebote unserer Partnerbergschule Höhenfieber:
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